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RA Digital - 10/2016

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RA 10/2016 Editorial EDITORIAL Orte der Sehnsucht Liebe Leserinnen und Leser, „Ein Ort der Sehnsucht ist wertlos, wenn jeder ihn entdeckt hat.“ Die Anführungszeichen verraten das Zitat. Leider habe ich den Urheber der Lebensweisheit vergessen. Vermutlich stammt der Text aus dem Roman „The Beach“ von Alex Garland. Nachlesen kann ich es nicht mehr. Das hat man davon, wenn man absichtlich zwei Drittel seiner Bücher wegschmeißt. Als Zwanzigjähriger, ausgestattet mit Rucksack, Trangia-Kocher und Interrail-Ticket hätte ich dem Autor nicht nur zugestimmt, ich hätte ihn glühend verteidigt. Viele Individualreisende, vor allem wenn sie noch nicht dreißig Jahre alt sind, fühlen sich Pauschaltouristen in jeder Hinsicht überlegen und rümpfen die Nase, wenn diese nach der Landung mit dem Neckermann-Bomber wie die Heuschrecken über ferne Länder herfallen und wie Invasoren die schönsten Strände in Besitz nehmen. Selbst glauben sie, tief in das Zielland einzutauchen und in der fremden Kultur zu schwimmen wie in einem Teich. Dabei fühlen sie sich wie James Cook, mindestens. Nach eigenem Selbstverständnis sind sie „Reisende“, keine Touristen. Mit reichlich mehr Lebenserfahrung bezweifle ich nicht nur den Wahrheitsgehalt des Zitats, sondern halte es für den Ausdruck einer bestenfalls versnobten Sichtweise auf die Welt. Man muss schon ziemlich einfältig sein, zu glauben, man werde als Backpacker von den Einheimischen stärker wertgeschätzt als ein karmesinrot gebrannter Pauschaltourist unter seinem dämlichen Hütchen. In Wirklichkeit lieben die Einheimischen den Massentouristen. Pünktlich kommt er, pünktlich geht er, nicht ohne sein Bestes zu geben - sein Geld. Das ernährt schließlich nicht nur die Kellner, sondern auch deren Kinder. Außerdem ist Massentourismus zivil und demokratisch. Wovon der Uropa nicht zu träumen wagte, wurde Wirklichkeit. Ohne eine militärische Invasion zu starten, dürfen Menschen das Schöne, Wahre und Gute, das Ferne, Fremde und Geheimnisvolle bestaunen. Und im Reisebus mit einem kühlen Getränk reist es sich viel angenehmer als eingeklemmt im stickigen Panzer. Sie glauben mir nicht? Dann lesen Sie mal „Jarhead“ (ich meine das Buch, nicht den Film). Nach Ansicht des Autors treibt vor allem das Fernweh viele Kids aus dem mittleren Westen zu den Marines. Da lobe ich mir Thomas Cook (nicht James). Jura Intensiv Rucksacktouristen hingegen geben in den Reiseländern wenig Geld aus, lungern endlos auf Bahnhöfen herum und lassen genau so viel Unrat und Schlimmeres zurück wie die Neckermänner. Mit ihrer Neugier, die sie in Wohnviertel treibt, stören sie die Einheimischen bei der Arbeit und nerven einkaufende Hausfrauen mit doofen Fragen, die aufgrund des angeborenen/anerzogenen Strebertums in Landessprache gestellt werden, grammatikalisch falsch, aber dafür selbstverständlich ohne deutschen Akzent. „Die haben gar nicht gemerkt, dass ich kein Portugiese/Spanier/ Peruaner bin.“ Genau. 1 Meter 89, Schuhgröße 47 und krebsroter Teint. Globalisierung ist keine Einbahnstraße und wenn das Schicksal zurückschlägt, fällt die Strafe immer härter als das Verbrechen aus. Wer hätte das gedacht. Berlin ist nicht nur eine Reise wert. Berlin ist für die Jugend des Erdballs ein Ort der Sehnsucht geworden. Die Touristen aus fernen Ländern haben von deutschen Rucksacktouristen gelernt. Wie diese wollen sie nicht ins sterile Kettenhotel abgeschoben und dort massenabgefertigt werden. Sie wollen das unverbrauchte, Inhaltsverzeichnis

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Rspr. des Monats