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RA Digital - 04/2018

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RA 04/2018 Editorial EDITORIAL Last Exit Bredeney Liebe Leserinnen und Leser, sollte die Welt untergehen, weiß ich als Wahlfrankfurter genau wohin ich fliehe - in meine Heimatstadt Essen! Dort dauert es mindestens 10 Jahre länger bis Armageddon, Zeit genug für einige frisch gezapfte Stauder auf der Rüttenscheider Straße, Zeit genug, um dem besten Fußballverein der Welt noch hundertmal beim Verlieren in der Nachspielzeit zuzugucken. Neben dem Weltkulturerbe „Zeche Zollverein“ (interessiert im Essener Norden übrigens niemanden), dem exklusivsten Rathaus der Welt (man hatte bei der Eröffnung des Schmuckstücks doch glatt den Eingang vergessen) birgt die hügelige Stadt an der Ruhr den größten Stadtteil der Welt: Essen-Bredeney. Jeder Exil-Essener, den man irgendwo auf der Welt trifft, stammt angeblich aus der erlesenen Nachbarschaft der Albrechts (ALDI) und von Bohlen und Halbachs (Krupp). Die Ausdehnung der Ortschaft kann damit keineswegs auf die Westerwaldstraße, den Brucker Holt und den Ruhrstein beschränkt sein; sie muss wahrhaftig gigantisch sein, wenn die Abermillionen Exil-Bredeneyer tatsächlich wie angegeben von dort stammen und nicht aus Haarzopf oder gar aus Frohnhausen. Essen-Bredeney ist kein normales Reichenviertel wie München-Bogenhausen, Königstein im Taunus oder Berlin-Dahlem. In Bredeney tragen die Damen ihre Pelzmäntel noch mit der Selbstverständlichkeit der Moskauerin. Linksextreme, die mit Buttersäure oder Spraydosen Attentate begehen wollen, gibt es hier schon deshalb nicht, weil Essen ein weißer Fleck auf der Karte der internationalen Liga der Neidhammel, Halluzinanten und Krieger für soziale und sonstige Gerechtigkeit ist. Menschen aus den ärmeren Stadtteilen erscheinen nie pünktlich zum Anschlag, denn entweder stehen sie mangels tauglicher Nord-Süd-Verbindungen stundenlang im Stau (stadtplanerische Absicht) oder geben nach mehrstündigem Fußmarsch die Invasion mit großen Blasen an den Füßen auf. Auch der Beruf des „Privatiers“ ist anders als im Frankfurter Westend völlig unbekannt. Nicht arbeiten gilt in Bredeney als unfein, genauso wie stinkreich und zugleich stinkdoof zu sein, was z.B. in Hamburg niemanden stören würde. Jura Intensiv Im Fall des LG Essen, den sie auf Seite 178 lesen können, enterbt die Erblasserin (vermutlich Abi auf der Goetheschule) ihre Tochter zugunsten des Enkels (vermutlich Abi auf dem Grashof). Dieser soll das Vermögen von drei Mio EUR aber nur erhalten, wenn er bis zur Vollendung des 26. Lebensjahres ein Studium abgeschlossen hat. Versager werden nicht geduldet - last exit Bredeney. Der Fall, der das nicht alltägliche Vermächtniskürzungsrecht betrifft, ist wie geschaffen für eine Examensklausur. Über die Mietpreisbremse wird innerhalb der Berliner Justiz gestritten. Die 67. Zivilkammer sah in einem Hinweisbeschluss im Rechtsstreit mit dem Aktenzeichen 67 S 149/17 einen Verstoß gegen Art. 3 I GG. Das AG Berlin-Neukölln vertritt in der Entscheidung auf Seite 185 die gegenteilige Auffassung. Niemand kann vorhersehen, ob und wann das Bundesverfassungsgericht über diese politisch kontrovers diskutierte Regelung entscheiden wird. Ich lege mich allerdings heute fest: Die Mietpreisbremse wird langfristig mehr schaden als nutzen. Sie wird vor allem Investitionen privater Bauherren bremsen, soziale Durchmischung letztlich verhindern und die Gentrifizierung nicht stoppen. © Jura Intensiv Verlags UG & Co. KG Inhaltsverzeichnis

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