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RA Digital - 11/2019

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RA 11/2019 Editorial EDITORIAL Rivalen der Rennbahn Liebe Leserinnen und Leser, als Kind des Ruhrgebiets bekenne ich freimütig, die gesellschaftliche Bedeutung von Pferderennen völlig falsch eingeschätzt zu haben. Die Trabrennbahnen in Dinslaken, Gelsenkirchen und Recklinghausen sowie die Galopprennbahn in Dortmund galten als Orte, an denen sich Kumpel Anton um seinen Lohn und so mancher Mathe-Lehrer mit System in die Insolvenz gewettet hat. Durch die Nähe zu Bahnen in Neuss, Düsseldorf und Köln konnte jeder Tag zum Platzieren von Wetten genutzt werden. Warum der dicht besiedelte Westen eine solche Menge dieser riesigen Anlagen bot, ist ein ungelöstes Rätsel. Pferde zu lieben ist nachvollziehbar, weil sie schön, stark und edel sind. Die Tradition der Züchtungen zu honorieren erscheint respektabel. Aber Pferdewetten? Wer dem Glücksspiel wegen seiner Sozialschädlichkeit feindlich gesonnen war und sich hierzu öffentlich bekannte, durfte sich von Zockern nicht selten anhören, man sei vor allem Pferdeliebhaber, möge das Flair der Rennbahn und außerdem könne man mit Fachkompetenz dem Glück ein Schnippchen schlagen. Weil für den Ethnographen nur die eigene Anschauung zählt, unternahm ich kaum volljährig mit einem Schulfreund, heute ebenfalls Rechtsanwalt, eine rheinischwestfälische Erkundungstour zu den Kampfbahnen schneller Equiden – ohne zu spielen, versteht sich. Ich sah was zu erwarten war: Kumpel Anton und Willi Wacker, der Stahlkocher, ärgerten sich mit Mathe-Lehrern wegen Systemversagens um die Wette. Damen mit Hüten wie in Ascot? Fehlanzeige. Ein Hauch von Nerz mit Schaumwein und Canapés? Quatsch mit Soße. Welkende Ex-Heldinnen der Beat-Schuppen trafen auf Vokuhilas und Rentner mit Pepita-Hüten. In Frankfurt angekommen, wurde ich staunend aufgeklärt, dass Renntage in Niederrad bzw. Sachsenhausen ein gesellschaftliches Ereignis seien. Bekannte Frankfurter Bürger engagierten sich in eleganter Kleidung mit beträchtlichen Summen. Fraport und Banken sponserten Renntage. Der Tag des Handwerks war ein Volksfest auf der Rennbahn. Doch der Fortschritt wurde zum Feind der Tradition. Das Internet mit seinen Sportwetten, die Kosten sowie der ausbleibende Ertrag führten zu Insolvenzen der Veranstalter. Ein Golfclub mietete den Innenraum des Ovals und errichtete eine 9-Loch-Anlage. Das brachte Geld und einen weiteren Spaß für alle, die es sich leisten konnten. Eine GmbH wurde gegründet, um die Mietrisiken zu dämpfen, neue Vereine übernahmen die Abwicklung – vergeblich: Den finanziellen Niedergang hielten diese Maßnahmen nicht auf. Jura Intensiv Als schließlich der DFB an die Stadt mit dem Plan herantrat, auf dem Rennbahngelände ein riesiges Leistungszentrum mit Forschungsabteilungen aller Art in der Nähe der Otto-Fleck-Schneise (Sitz des DFB) zu bauen, konnte die Stadt nicht widerstehen. Wo einst Vierbeiner Defizite erliefen, sollten nun Zweibeiner Gewinne erspielen. Seitdem herrscht Krieg zwischen denen, die an der Rennbahn hängen, und der Stadt, die den DFB binden und von Berlin fernhalten will. Über die BGH-Entscheidung, welche den Golf-Club nach dem Rausschmiss ohne Entschädigung ließ, haben wir in der RA 2015 auf Seite 253 berichtet. Die Entscheidung wurde im Juli 2015 Aufhänger der Zivilrecht-I-Klausur in der ersten Pflichtfachprüfung in Hessen. Im selben Monat berichteten wir über die rechtlichen Fragen rund um den Bürgerentscheid der Initiative zum Erhalt der Rennbahn vom 21.06.2015, bei dem über 60.000 Frankfurter für den Erhalt der Rennbahn gestimmt hatten. Der Rechtsstreit um die Räumungsansprüche der Stadt gegen die Rennbahnbetreiber ging ebenfalls durch drei Instanzen. Die dort verhandelten Besitzschutzansprüche des Rennbahnvereins wurden im Jahr 2017 in einer hessischen Examensklausur im Juli thematisiert. © Jura Intensiv Verlags UG & Co. KG Inhaltsverzeichnis

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